The Model I (Mother), 2023
In unseren Köpfen kursieren zahlreiche Mutterbilder, u.a. geprägt durch persönliche und literarische Erzählungen, Malereien, Fotos und Filme. Das Ideal der liebenden Mutter ist dabei ebenso bekannt wie das jener Mutter, welche ihr eigenes Wohlsein den Bedürfnissen der Kinder unterordnet, der vernachlässigenden Rabenmutter, der Karriere-Mutter, der überforderten Mutter,
der aggressiven Mutter und der weinerlichen Mutter. Die Liste ließe sich womöglich ins Unendliche führen.
Zahlreiche Bilder sind der Ausgangspunkt für Nadjana Mohrs künstlerische Praxis. Mit der Arbeit The Model I (Mother) widmet sie sich der Frage, was passiert, wenn das Modell nicht länger stillhalten will, um sich betrachten und mit Labeln versehen zu lassen? Was passiert, wenn das
Modell anfängt umherzuwandern und Spuren im Raum hinterlässt? Die Künstlerin schlüpft dafür in ihren „Mutter-Suit“ aus Gips und verkörpert einen
Non-Players-Character, d.h. einen Charakter, der nicht gespielt werden kann. In einem bauchfreien Anzug mit dazugehöriger Jacke und einem Helm, der offenkundig ein Rüstungselement nachahmt,
hinterfragt sie die Imaginationen von Mutterschaft. Die Anzugsobjekte werden im Anschluss an die Performance an Drahtseilen auf Metallseilen und Kleiderbügel platziert und verbleiben als Spur im
Raum.
Text: Katharina Bruns zur Ausstellung Shhhhhh, Aura Kunstraum, 2023, Düsseldorf